Fry Fern, Band 2 - Der Phönix im vergessenen Turm

 

Klappentext:

 

 

Kurz nach Weihnachten kehren Fry und Immy mit ihrem Vater, dem Zauberer Meister Facundo auf den Wetterplaneten Lyrios zurück. Doch das traute Glück währt nicht lang. Meister Facundo wird von den Abgesandten des Hohen Rats verhört, Fry und Immy werden unter Druck gesetzt. Stimmt es wirklich, dass das Wetterschloss wegen ihnen in großer Gefahr schwebt? Fry will endlich alles über die Basilisker herausfinden und über Artox, den Phönix, der ihr Wappentier ist. Doch als Meister Facundo erneut verschwindet, hat Fry schnell andere Sorgen…

 

Leseprobe:

 

Fry Fern - Der Phönix im vergessenen Turm

 

Kapitel 1: 

 

1 - Die versteckte Lichtung

 

 

 

 

             Es war ein wunderschöner Morgen. Malerisch standen weiße Schäfchenwolken am Himmel, dazwischen lugte die Sonne hervor. Doch es war Winter, genau ein Tag nach den Weihnachtsfeiertagen. Die Luft war eisig kalt und die Bäume waren kahl. Auf der schlecht gepflasterten Landstraße im Frankfurter Umland war es still und leer, doch zur linken Seite breitete sich kilometerlang der Frankfurter Stadtwald aus. Jetzt, Ende Dezember, wirkte der Wald besonders trostlos. Wie in Stein standen die jahreshohen Baumstämme in Reih und Glied, während sich die blätterlosen Zweige vorsichtig den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen reckten.

 

Da ertönte aus der Ferne ein lautes Knattern. Die vor Kälte aufgeplusterten Waldvögel, die unten auf dem Boden nach Futter gesucht hatten, stoben mit einem Satz auf und flatterten zeternd in die Luft. Der Fuchs, der sich neugierig bis an den Waldesrand gewagt hatte, um nach etwas Essbarem zu suchen, sprang wieder zurück ins Unterholz, so dass mehrere Zweige knackten und zerbarsten. Das Knattern aber kam immer näher, bis man irgendwann einen zerdellten, grüner VW-Bus erblicken konnte, der holpernd über die Straße fuhr.

 

Hinter dem Steuer saß ein breitschultriger Mann. Er trug einen braunen, abgewetzten Wildlederanzug mit Fransen und auf seiner Schulter hockte eine schwarze Elster. Gleich neben ihm auf der vorderen Sitzbank saßen zwei Kinder mit leuchtend roten Haaren, etwa zehn und zwölf Jahre alt und in bester Laune. Der Junge spielte auf einer Mundharmonika und das Mädchen kicherte und sang dazu so gut sie konnte:

 

„Das Wandern ist des Müllers Lust…“

 

Plötzlich erstarb das Knattern und der Bus hielt - mitten auf der Straße - einfach an. Da gerade keine weiteren Autos unterwegs waren, war das nicht weiter schlimm. Und da nichts weiter passierte, sangen auch die Vögel nach einer Weile wieder und der hungrige Fuchs lugte erneut vorsichtig durch die Böschung. Die rothaarigen Kinder in dem Bus hatten ihr lustiges Lied unterbrochen und spähten neugierig aus den Fenstern. Der breitschultrige Mann mit der Elster hatte eine schon etwas knittrige Landkarte auf seinem Schoß ausgebreitet, die er sorgfältig studierte. Dann hatte er gefunden, was er suchte. Er klappte die Karte mit einem freudigen „Aha“ zusammen und schmiss den lauten Motor wieder an.  Rasant preschte er im Rückwärtsgang ein paar Meter zurück.

 

Und wenn jetzt doch andere Autos auf dieser Landstraße unterwegs gewesen wären, hätten sich ihre Fahrer sicherlich sehr gewundert:

 

Denn der breitschultrige Mann wendete sein Fahrzeug einfach und fuhr zum großen Erstaunen der Kinder mit vollen Karacho mitten auf den Wald zu!

 

„Omnosio!“ rief der große, geheimnisvolle Mann dabei aus dem Fenster: Da machte es „Wusch“ und der grüne VW-Bus war mitsamt all seinen Insassen verschwunden. Doch nur Sekunden später kam das Auto mitten auf einer kleinen Lichtung im Wald wieder zum Vorschein. Und blieb dort stehen. Freudig überrascht rissen die Kinder die Türen auf und machten sich daran, auszusteigen.

 

„Mensch, Immy, pass doch auf“, meckerte der Junge laut auf, als das Mädchen, das im Auto in der Mitte gesessen hatte, ungestüm über ihn drüber kletterte, um noch vor ihm einen Fuß auf die einsame Lichtung zu setzen.

 

„Na, na, na, Fry! Ich möchte nicht, dass du so mit deiner Schwester schimpfst“, polterte der Mann los, der wohl der Vater der Kinder war. Er war in der Zwischenzeit auf der anderen Seite aus dem Bus gestiegen. Er wollte streng klingen, doch konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

 

„Pah!“, entfuhr es Fry, während seine Schwester kicherte und sofort auf die Eichhörnchen zustürmte, die in der Mitte der Lichtung auf dem abgestorbenen Rasen hockten. Quietschend nahmen die kleinen Tiere vor ihr Reißaus und flüchteten auf den nächsten Baum, spähten aber von oben neugierig zu dem Mädchen herunter.

 

„Oh, schaut nur, die süßen Eichhörnchen“, rief Immy entzückt.

 

„Die haben Hunger“, nickte ihr Vater. „Wahrscheinlich haben sie ihre ganzen Vorräte aufgebraucht, weil doch der Winter seit Oktober so hart war. Jetzt versuchen sie verzweifelt, etwas Essbares aufzutreiben.“

 

„Och. Kannst du da nicht irgendetwas machen? Bitte Papa!“, bettelte Immy und richtete ihre dunkelbraunen Kulleraugen flehentlich auf ihren Vater.

 

Fry schüttelte nur mit dem Kopf, ging zum Bus zurück und öffnete die seitliche Schiebetür. Schnell war er dabei, mehrere große Taschen und drei Rucksäcke hinauszuzerren. Als er sie auf dem kalten, aber trockenen Waldboden aufgestapelt hatte, drehte er sich – nun ein wenig außer Puste - wieder zu seinem Vater und seiner Schwester um. Und staunte nicht schlecht: Ein großer Haufen Sonnenblumenkerne, Eicheln, Bucheckern und getrocknete Karotten lagen am Rand der Lichtung. Nicht nur die Eichhörnchen, auch noch andere Tiere, darunter drei Füchse, einige Waschbären, ein paar Mäuse und Ratten und viele Vögel hatten sich aus ihren Verstecken getraut und kauten und knabberten nun um die Wette.